Von Luftläufern, Spaßkanonen und Heißluftballons – Die Proben des zweiten Halbfinals

Mittlerweile haben wir nur noch 7 Tage bis zum Grand Finale des Eurovision Song Contests und fast jedes Land hat ihre zweite Probe schon hinter sich. Nur die Big 5 und die Ukraine kommen heute noch für ihre zweite Probe zusammen. Über die Proben des ersten Halbfinals habe ich ja schon berichtet, jetzt ist das zweite Halbfinale dran.

Serbien mit Tijana Bogićević und Too Deep wird am Donnerstag das zweite Semi eröffnen und ist somit auch bei den Proben als erstes dran. Tijana trägt einen silberen beinfreien Badeanzug, der Madonna alle Ehre machen würde, mit einem weißen transparenten Rock und wird von einem fast oberkörperfreien Tänzer begleitet, der um sie rum wirbelt. Gesanglich wirkt für mich noch nicht alles so perfekt aber wie wir ja bereits von vergangenen Contests wisse, wirkt alles später im Fernsehen deutlich besser als bei der Probe, die meist zudem noch amateurhaft nebenbei gefilmt wird. Der Beitrag begeistert mich jetzt nicht. Warum müssen die Songs immer so klassisch inszeniert sein? Ein bischen moderner darf das auf der Bühne doch ruhig inszeniert sein.

Dreamworks präsentiert Nathan Trent und Running on Air, so könnte man das Staging des Beitrags aus Österreich ruhigen Gewissens Beschreiben. Ich finde den Song ja ziemlich dröge und spätestens aber der Hälfte möchte ich ihn nur noch abschalten aber wenn ich mir dann den netten und sympathischen Nathan anschaue, der mit seinem knöchelfreien Turnschuh-Hipster-Outfit auf dem Mond sitzt denke ich nur noch Awwwwwwww bis der Song zu Ende ist. Er versprüht unfassbare Freude daran am ESC teilnehmen zu können und das merkt man. Zusätzlich kann er Live auch noch gut singen. Das Gesamtpaket sollte eigentlich für den Finaleinzug langen. Schauen wir mal.

1. Serbien

2. Österreich

Als dritter Act kommt der zweite vom Balkan und der meiner Meinung nach deutlich bessere. Mazedonien schickt uns Jana Burčeska mit Dance Alone auf die Bühne. Auch hier ist das in der Probe gesanglich noch nicht das Gelbe vom Ei aber das Bühnenbild ist schon deutlich moderner als das von Serbien. Im Hintergrund haben wir eine durch LEDs angedeutete Skyline auf die die Sängerin, dem diesjährigen Trend folgend, während Teilen des Auftritts in Überlebensgröße abgebildet wird. Mir gefallen die Daft Punk Einflüsse des Songs wirklich gut und ich würde den Song gerne im Finale sehen.

Auch für Malta haben wir bei Claudia ein weißes Körperbetontes Kleid, das man so auch schon vor mindestens 20 Jahren auf den Eurovision Song Contest hat sehen können und einen blaugehaltenen Hintergrund. Diese Kombination gibt es wirklich häufig in diesem Jahr. Das Kleid betont mir etwas zu sehr die üppigen Hüften und trägt gewaltig auf. Vielleicht hätte man hier auch etwas moderneres wählen können.Außerdem wirft es komische Falten beim Vorbeugen. Suboptimal! Die obligatorische Windmaschine wir immer bei so klassischen Auftritten kommt auch dezent zum Einsatz.

3. Mazedonien

4. Malta

Mit ihrer Startnummer direkt nach der Ballade von Malta werden sich Rumänien mit an Sicherheit grenzendener Wahrscheinlichkeit fürs Finale qualifizieren. Ihr Auftritt ist der visualisierte Overload: fliegenden Kolibris und Schmetterlinge gepaart mit Konfettikanonen und kaleidoskopartige Ornamente im Hintergrund. Außerdem der hüpfende Schriftzug von Yodel It!, das ist wirklich heftig. Komischerweise wirkt es für mich trotz der vielen Farben nicht wirklich bunt und das ist mein Kritikpunkt an dem Auftritt. Alle Farben wirken nicht gut zusammen. Es gibt kaum Kontraste und das ist für mich als Designer eher kntraproduktiv. Der Auftritt soll bunt und fröhlich sein, wirkt aber farblich nicht abgestimmt. Vielleicht liegt das aber auch nur an den hochgeladenen Videos. Ich bin sehr gespannt ob die Glitzerkanonen, die während des ganzen Auftritts auf der Bühne stehen auch Konfetti ins Publikum schiessen.

Nun der erste der drei Songs, die mir in diesem Jahr gehörig an die Nerven gehen und ich in der Playlist sofort ausschalte. Und zu allem Überfluss sind alle drei in diesem Halbfinale vertreten. OG3NE für die Niederlande mit dem Song Light & Shadow. Der Auftritt und das Bühnenbild sind eher unspektakulär. Jede der drei Schwestern trägt ein anders geschnittenes Outfit. Der Gesang dagegen ist perfekt, und das schon in der Probe. Was die drei Mädels hier abliefern ist allergrößtes Kino und sollte sich fürs Finale qualifizieren können.

Nichts Neues gibts bei Ungarn mit Joci Pápai. Der Sänger bleibt seinem Auftritt mit Tänzerin und beide tragen ihre Roma-Outfits. Auch wenn ich den Song mittlerweile etwas zu oft gehört habe, gefällt er mir immer noch gut und sollte sich deutlich für das Finale qualifizieren.

5. Rümänien

6. Niederlande

7. Ungarn

Anja aus Dänemark folgt und mittlerweile höre ich den Song wirklich gerne. Der Auftritt ist auch hier ähnlich wie im Vorentscheid und im Gegensatz zur ersten Probe trägt sie wieder ihr rotes Kleid. Auch hier haben wir fast perfekten Live Gesang. Das ist schon erstaunlich was hier bereits jetzt im Halbfinale an gesanglicher Leistung geboten wird.

Der pausbackige Brendan Murray für Irland folgt und mit ihm der zweite meine unbeliebtesten Songs in diesem Jahr. Vom Song abgesehen: das Bühnenbild mit dem Heißluftballon ist sehr schön und Brendan ist auch ein guter Livesänger auch wenn man das Gefühl hast, dass er den Stimmbruch noch nicht erreicht hat. Mein Song ist es nicht aber der Auftritt ist wirklich ansprechend.

Nun kommt der Discosoul Song aus San Marino. Auch wenn es etwas an Majestätsbeleidigung grenzt, denn Valentina ist ja zum vierten Mal dabei und ist für meinen Geschmack unmöglich gekleidet. Vorne Schwarz und hinten weiß mit glitzernder Basecap. Puh, wer hat sich das denn ausgesucht? Bisher ist sie damit der absolute Gewinner … des Barbara Dex Awards in diesem Jahr. Den Zenit für ihre Tragbarkeit des Outfits hat sie bereits lange überschritten. Diese Rumhüpferei der Beiden hätte man auch ruhig weglassen können das wirkt zu albern. Mit gefällt der Song besser als das Gesamtpaket.

8. Dänemark

9. Irland

10. San Marino

Puh, jetzt kommt mein persönlicher letzter Platz. Ich kann weder mit dem Sänger noch mit dem Song aus Kroatien auch nur irgendetwas anfangen. Man muß neidlos gestehen dass er ein verdammt guter Sänger ist, was es mir äußerst schwer macht diesen Song nicht zu mögen aber ich finde den einfach nur anstrengend und nervig. Auch hier wird Jacques Houdek zusätzlich noch einmal im Großformat auf der Leinwand präsentiert, damit auch jeder mitbekommt dass er beide Tonlagen selbst singt. Wääääää! Allerdings hab ich kaum Zweifel dran, dass er sich damit fürs Finale qualifizieren wird. Aber irgendwie hoffe ich doch dass ich den Song nicht noch einmal Finale hören muss.

Nach dem anstrengenden Song wirken JOWST feat. Aleksander Walmann für Norwegen mit Grab the Moment erfreulich erfrischend. JOWST alias Joakim With Steen tritt mit animierter LED Maske an und legt sich sehr ins Zeug. Aleksander könnte noch eine Schippe drauflegen. Der Auftritt ist in sich ähnlich wie beim Vorentscheid.

Timebelle aus der Schweiz beglücken uns mit einem farbenprächtigen Outfit. Die Farben gefallen mir persönlich sehr gut. Das Kleid von Sängerin Miruna îst vom Schnitt her äußerst gewöhnungsbedürftig, sticht aber im Vergleich zu den eher gediegeneren Outfits der anderen Sängerinnen im Vorentscheid deutlich heraus. Die beiden Jungs Samuel und Emmanuel sitzen in weißen Outfits mit rosa Westen an Klavier und Schlagzeug.

11. Kroatien

12. Norwegen

13. Schweiz

Ich glaube der Auftritt von Naviband für Weißrussland dürfte viele Zuschauer enttäuschen. Beim Vorentscheid noch eher bunt unterwegs sind sie jetzt ebenfalls in stylischem Weiß unterwegs, Arzjom trägt sogar eine weißen Hut und im Hintergrund haben wir wieder in blau gehaltenen Animationen. Ich persönlich finde den Auftritt besser als im Vorentscheid und würde mich freuen wenn sie weiterkommen obwohl der song nicht so unbedingt mein Liebling ist.

Jetzt der große Mitfavorit Kristian Kostow aus Bulgarien. Ich frage mich schon die ganze Zeit aus welchem Hut sie dieses Wunderpaket gezogen haben? Er ist 4 Jahre jünger als der Ire und singt live unfassbar gut. Ich hoffe ehrlich gesagt dass wir nicht zum zweiten Mal in Folge eine Ballade als Sieger haben aber es wird für Italien sehr schwer werden an dem jungen Bulgaren vorbei zu kommen. Das ist in diesem Jahr auch der einzige Song, bei dem ich Gänsehaut bekomme und das ist immer ein gutes Zeichen. Das Bühnenbild ist auch absolut auf dem Punkt und mit großer Sicherheit der Gewinner der Juries.

Ich bin echt froh, dass zwischen dem Bulgaren und den Esten noch der Trash aus Litauen kommt. Fusedmac haben an ihrem Rain of Revolution auch nicht wirklich viel seit dem Vorentscheid verändert. Der Song ist imemrnoch nicht gut und wird sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht qualifizieren. Eins muß man ihnen aber lassen, sie geben alles auf der Bühne.

14. Weißrussland

15. Bulgarien

16. Litauen

Ich glaube die Esten Koit Toome und Laura haben es sowohl mit dem Startplatz als auch nach Litauen gut getroffen und sollten ohne Probleme mit Verona ins Finale einziehen. Das Staging ist auch hier ähnlich wie beim Vorentscheid, nur stehen sie noch weiter auseinander aber das ist ja kein Kunststück die Bühne ist ja deutlich größer. Der Song gehört immer noch zu meinen Top 5 in diesem Jahr und ich wäre sehr traurig wenn sie nicht weiterkommen.

Das zweite Halbfinale wird von Israel abgeschlossen. Einen besseren Startplatz konnte IMRI nun wirklich nicht bekommen und wenn er sich gesanglich, vor allem bei den hohen Tönen noch steigert, muß er einfach ins Finale einziehen. Toller Abschluß des Semis. Die Tänzer holen alles aus sich raus und sogar die Background Sänger tanzen zum Schluß mit auf der Bühne. Die Bühne schießt ein Feuerwerk nach dem anderen ab, sowohl projeziert als auch mit echten Feuerfontänen. Klasse!

17. Estland

18. Israel

Fazit:
– Bulgarien ist der Hammer
– Israel, Österreich, Rumänien und Irland mit dem besten Bühnenbild
– Weißrussland in Weiß
– Meine drei Hasslieder sind Live wirklich gut gesungen

1. Halbfinale, esc 2017
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