Wie waren die Trefferquoten der Buchmacher? Die Eurovisions-Jahre 2007-2011

Am Anfang einer Saison wird in jedem Jahr ganz begierig auf die Buchmacher geschaut. So ist es auch in diesem Jahr wieder. Noch vor dem deutschen Vorentscheid war Deutschland auf Platz 1 und aktuell auf Platz 41. Doch was bedeutet das? 43. können wir ja gar nicht werden, da wir ja automatisch im Finale sind in dem nur 26 Teilnehmer antreten. Deshalb wettet man nicht auf einen Platz oder wird auf einen Platz von den Wettbüros gesetzt sondern es heißt „to Win“. Das bedeutet in etwa „Wie hoch ist die Quote dass das Land XY gewinnt“. Aktuell bekommt man bei Betfaire bei einem Sieg von Schweden bei dem Einsatz von 1 Euro 9 Euro zurück. Bei Deutschland sind es 189 Euro die man für einen Euro Einsatz zurückbekommt. Nun war es bis vor ein Paar Jahren so, dass das ganze recht unübersichtlich war. Es gab einfach viel zu viele verschiedene Anbieter. Man hätte deshalb alle auswerten müssen um eine einigermaßen repräsentative Vorhersage treffen zu können.

Da man zur Zeit viele Spekulationen in den Foren liest, unter anderem „Bei Lena war das damals so und so wenn ich mich recht erinnere“, habe ich mir vorgenommen dass ich mich mal an einer Auswertung versuche wie genau die Wetten auf den Sieger schließen ließen. Leider gibt es bei älteren Song Contests und ich meine jetzt nicht 1970 sondern schon vor 2010 nur relativ ungenaue Werte. Dies änderte sich erst mit Oddschecker, die sehr viele verschiedenen Buchmacher unter einen Hut bringen und den Durchschnitt berechnen. Leider ist der früheste Screenshot, den ich von Oddschecker finden konnte, von 2007 und dann erst wieder von 2010.

Falls ihr irgendwo noch alte Screenshots vor 2010 von Oddschecker findet, könnt ihr mir das gerne in die Kommentare schreiben.

2007

Buchmacher: BestBettings.com, Oddschecker.com, BlueSQ
Der 52 Eurovision Song Contest fand am 10 Mai (Halbfinale) und am 12. Mai in Helsinki statt. Für Deutschland ging Roger Cicero mit Frauen regier’n die Welt an den Start und landete abgeschlagen auf Platz 19. Hier war Deutschland inmitten der 5 Jahre dauernden Durststrecke nach Max Mutzke (Can’t Wait until Tonight, Platz 8, 2004) und dem Gewinn von Lena 2010. Für unser Nachbarland, die Schweiz ging DJ Bobo ins Rennen mit seinem Song Vampires are Alive und kam im Halbfinale auf Platz 20.

Ich erinnere mich sehr gut an den Contest und das meine Freunde und ich Marija Šerifović vor dem Halbfinale überhaupt nicht auf dem Schirm hatten aber danach nur noch gehofft hatten dass sie gewinnt und den Contest gleich bei der ersten Teilnahme von Serbien nach Belgrad holt. Dies ist dann auch genauso passiert.

Auf den ersten Blick fällt einem die Schweiz auf. Alle Wetten die ich finden konnte fanden vor dem Halbfinale statt. Hier kann man sehen dass große Hoffnungen in DJ Bobo gesetzt wurden. Er wurde am Anfang sogar als Gewinner gehandelt, gefolgt von Schweden (The Ark, The Worrying Kind) die am Ende nur auf den 18 Platz kamen und der späteren Gewinnerin aus Serbien. Am 08.05. also zwei Tage vor dem Halbfinale übernahm Marija Šerifović dann die Führung. Das bedeutet dann wohl 1:0 für die Buchmacher, die die Siegerin zwar erst kurz vor dem Contest, aber denoch richtig vorhersagten.

2008

Buchmacher: William Hill

Der 53 Eurovision Song Contest fand erstmalig mit zwei Halbfinals (20. und 22. Mai) in Belgrad statt. Das Finale folgte dann am 24. Mai. Auch hier war Deutschland obwohl von den No Angels (Disappear) vertreten sehr schlecht platziert mit dem 23. Platz. Wir erlebten hier den ersten Contest an dem Aserbaidschan teilnahm und ich kann gutes Gewissens sagen dass mindestens 10 Songs aus diesem Jahrgang zu meinen Lieblings ESC Songs gehören, allen voran Israel mit Boaz Mauda (The Fire in your Eyes, 9. Platz) , die Türkei mit Mor ve Ötesi (Deli, 7. Platz), die Ukraine mit Ani Lorak (Shady Lady, 2. Platz) und natürlich dem Gewinner Dima Bilan (Believe) aus Russland.

Hier habe ich leider nicht so viele Charts gefunden um mehr als einen Eindruck zu vermitteln. Dima Bilan war natürlich mit dem von Timbaland produziertem Song immer der Favorit und Russland setzte auch alles in ihrer Macht liegende dran, den Contest endlich nach zwei zweiten und zwei dritten Plätzen endlich nach Moskau zu holen. Deshalb wurde bei der Show sogar eine Eisfläche angelegt, auf dem der Olympiasieger im Eiskunstlaufen von 2006 (später dann nochmal 2014 mit dem Team) Jewgeni Pljuschtschenko seine, zugegeben sehr kleinen, Runden drehte. Armenien (Siruscho Qele, qele), das die Buchmacher auf Platz 2 gesehen hatten wurde dann 4. und Serbien (Jelena Tomašević feat. Bora Dugić mit dem fantastischen Oro) kam statt Platz 3 auf Platz 6. Also steht es jetzt 2:0 für die Buchmacher, denn auch hier konnten sie den Sieg richtig vorhersagen.

2009

Buchmacher: Boylesports

Wir sind beim 54. Eurovision Song Contest angekommen. Dieser fand vom 12-16 Mai in Moskau statt. Der Sieger damals war Alexander Rybak mit dem Titel Fairytale und dieser legte quasi den Grundstein und ist der Namensgeber von diesen Blog. Obwohl es das schon früher gab, war in der neueren Zeit die Violine von Alexander Rybak die Vorlage für viele weitere Acts, die immer skurilere Instrumente mit auf die Bühne nahmen. Erwähnenswer ist hier noch der letzte einstellige Platz von Großbritannien mit Jade Ewen (5. Platz, My Time), das schwedische Gesangsduo für Aserbaidschan AySel & Arash (3. Platz, Always), die Rückkehr von Sakis Rouvas (7. Platz, This Is Our Night) und natürlich Patricia Kaas für Frankreich (8. Platz, Et s’il fallait le faire). Deutschland wurde von Alex Swings Oscar Sings! vertreten die mit ihrem Titel Miss Kiss Kiss Bang und einer halbnackten Ditta von These trotzdem nicht über den 20. Rang hinaus kamen. Der Act würde übrigens sehr zum Misfallen der Fans intern ausgewählt.

Hier sieht man bei den Buchmachern recht deutlich dass Alexander Rybak von vornherein als Favorit galt, gefolgt von Griechenland. Leider ist Sakis Rouvas nicht wirklich der beste Live Sänger und kam am Ende nur auf den siebten Platz. Yohanna (My Life), die für Island Platz 2 holte hatten die Buchmacher allerdings gar nicht auf der Liste. Dritter wurde am Ende Aserbaidschan die von den Buchmachern auf Platz 5 gesetzt wurden, der vierte Platz ging, wie richtig vorhergesagt wurde an die Türkei und Hadise (Düm Tek Tek). Es steht 3:0.

2010

Buchmacher: William Hill, Oddschecker

Der 55. Eurovision Song Contest in Oslo steht ganz unter dem Zeichen von Lena. Sie gewinnt mit ihrem Song Sattelite mit dem sehr deutlichen Vorsprung von 76 Punkten vor den Zweitplatzierten maNga aus der Türkei (We Could Be The Same). Der wohl denktwürdigste Moment dieses Song Contests, der vom 25-29. Mai stattfand, war der Auftritt von Daniel Diges bei dem sich ungefragt Jimmy Jump zu der Background Truppe gesellte und mittanzte. Diges ließ sich nichts anmerken und sang professionell weiter, durfte seinen Auftritt dann am Ende aber wiederholen. Andere Songs die zu beachten sind waren der Mitfavorit im Vorfeld Harel Skaat mit Milim (Israel, 14. Platz) und Hera Björk, die mit ihrem Song Je Ne Sais Quoi trotz 3. Platz im Halfinale, im Finale gnadenlos durchgereicht wurde und nur auf Platz 19 kam.

Woran es genau lag, dass Lena bereits 6 Wochen vor dem Contest zum Wettfavoriten wurde kann ich mir auch nicht erklären. Vielleicht lag e an ihrer frischen und unbedarften Art. Auf jeden Fall wußte Stefan Raab sie in Oslo zu inszenieren. Israel, das vor Lena der Favorit war, landete überraschend nur auf Platz 14. Aserbaidschan mit Sufura (DripDrop) kam von den Buchmachern auf Platz 2 gesetzt dann doch auf Platz 5. Auffällig ist, dass die Buchmacher die Türkei, die schließlich zweiter wurde, überhaupt nicht auf der Liste hatten, bzw. nur zwischen Platz 12 und 19 sahen. 4:0!

2011

Buchmacher: Oddschecker

Zum ersten mal seit Nicoles Sieg 1982 kam der Song Contest in seiner 56. Ausgabe wieder nach Deutschland. In Düsseldorf wurde am 10-14. Mai gefeiert. Großartig moderiert von Judith Rakers, Anke Engelke und Stefan Raab war der Contest musikalisch leider etwas gewöhnlich. Nachdem sie seit 4 Jahren kurz davor waren, gewann Aserbaidschan präsentiert von Ell & Niki und dem Song Running Scared. Ehrlich gesagt hatte ich den überhaupt nicht auf der Uhr und hätte lieber einen Sieg von Eric Saade (Popular, 3. Platz, Schweden). Auch wenn mich meine Leser an dieser Stelle auslachen, aber einer der schönsten Songs war meiner Meinung nach der in seinem Halbfinale letztplatzierte aus Polen, Magdalena Tul mit Jestem. Deutschland wurde übrigens noch einmal von Lena vertreten, diesmal mit Taken By A Stranger und erreichte einen guten 10. Platz.

An den Buchmachern kann man hier gut festmachen, dass keiner eine Ahnung hatte welcher Titel gewinnen würde. Favorisiert wurde hier Frankreich (Amaury Vassili, Sognu, 14. Platz), Estland (Getter Jaani, Rockefeller Street, Platz 24!) Großbritannien (Blue, I Can, Platz 9) und Ungarn (Poli Genova, Na Inat, Aus im Halbfinale). Die späteren Gewinnern wurden am Tag des ersten Halbfinals nur auf dem 5. Platz gesetzt. Da ging gehörig was daneben aber wie oben schon geschrieben gab es keinen Song der so richtig herausgestochen hatte. Hier kam dann doch noch ein Jahr bei dem die Buchmacher nicht Recht hatten und damit steht es bei den ersten fünf Jahren dieser Serie 4:1 für die Buchmacher.

Bald geht es weiter, dann kommen die Jahre 2012-2016 und dann mit noch mehr Daten!

Quellen: eurovisionlemurs.com, The Eurovision Times, Prinzblog,

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