Update: Xavier Naidoo doch nicht für Deutschland

Update: Wie die ARD gerade bekannt gegeben hat, wird Xavier Naidoo doch nicht zum ESC fahren. Die Stellungnahme von Thomas Schreiber im Wortlaut:

„Xavier Naidoo ist ein herausragender Sänger, der nach meiner Überzeugung weder Rassist noch homophob ist. Es war klar, dass er polarisiert, aber die Wucht der Reaktionen hat uns überrascht. Wir haben das falsch eingeschätzt. Der Eurovision Song Contest ist ein fröhliches Event, bei dem die Musik und die Völkerverständigung im Mittelpunkt stehen soll. Dieser Charakter muss unbedingt erhalten bleiben. Die laufenden Diskussionen könnten dem ESC ernsthaft schaden. Aus diesem Grund wird Xavier Naidoo nicht für Deutschland starten. So schnell wie möglich wird entschieden, wie der deutsche Beitrag für den ESC in Stockholm gefunden wird.“

Wie soll man das kommentieren? Das zweite Jahr in Folge bei dem dem teilnehmenden Künstler der Makel zweite Wahl gewesen zu sein anhaftet? Super Idee! Das man für die Entscheidung XN zum Eurovision zu schicken sehr viel Kritik einstecken muß, müsste allen nicht total weltfremden Leuten doch sonnenklar gewesen sein. Dann sich aber der Kritik eher halbherzig zu stellen und zurückzurudern zeugt in meinen Augen noch von viel weniger Rückgrat.

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Mit unverhohlenem Entsetzen habe ich am gestrigen Morgen in der Zeitung gelesen, dass die ARD Xavier Naidoo intern ausgewählt hat um unser Land beim kommenden Eurovision Song Contest in Schweden zu vertreten. Einerseits ist es natürlich ein Geniestreich nach den eher minder optimalen letzten Jahren, in diesem Jahr einen der erfolgreichsten inländischen und dazu auch noch deutschsingenden Sängern für die Teilnahme am in der Öffentlichkeit meist eher belächeltem Song Contest gewinnen zu können, andererseits mussten die ARD nicht wirklich viel dafür tun, da sich XN und Kool Savage bereits nach dem ESC 2015 dahingehen geäußert hatten, das Ding gerne wieder nach Deutschland zu holen.

 

Sogleich begann dann auch schon der Shitstorm in den Sozialen Medien gegen diese Entscheidung. Während er oder seine Musik mich eher weniger interessiert, auch wenn wir praktisch gleich alt sind, kommt man natürlich nicht umhin das Gesamtpacket zu betrachten. Denn seine Musik alleine würde die Community natürlich nicht so sehr auf die Palme bringen. Gib ihm ein Mikrophon in die Hand und schon wird’s peinlich. Neben kruden Verschwörungstheorien, so z.B dass Deutschland noch nie einen richtigen Friedensvertrag nach dem Ende des zweiten Weltkriegs unterschrieben hätte und es somit immer noch ein besetztes Land sei, ein Statement, dass er mit vielen eher rechtskonservativen Gruppen teilt. So musste er sich schon von vielen, seiner eher sagen wir mal politisch unkorrekten Behauptungen distanzieren, so z.B. seiner Rede vor den Reichsbürgern, seiner angeblichen Homophobie und Antisemitismus (hierzu fand ich allerdings keine Quellen, nur Tweets).

 

Die Frage, die sich mir stellt ist eher ob er professionell genug ist mit den vielen Pressevertretern, die ihn jetzt mehr als zuvor mit solchen Anschuldigungen konfrontieren werden umgehen zu können. Man denke nur an die Pressevertreter aus dem Vereinigten Königreich, die mit ihrer Klatschpresse selten zimperlich mit Deutschland umgeht. Und was ist mit Israel? Auch wenn er beteuert nicht Homophob oder Antisemitisch zu sein, wird es sicherlich zur Sprache kommen und für eher verschnupfte Reaktionen aus dem Land im mittleren Osten sorgen.

Alles in Allem kann ich nur sagen dass sich die ARD mit dieser Entscheidung nicht mit Ruhm bekleckert hat. Vielleicht hätte sich Herr Schreiber vorher mal mit PR Profis zusammensetzten und über die Personalie diskutieren müssen, anstatt mal wieder die falsche Entscheidung, aus vollster Überzeugung heraus zu treffen. Wie oft muß der Karren eigentlich noch gegen die Wand gefahren werden bis sich die Altherrenriege der ARD mal für ein schlüssiges Konzept für einen Vorentscheid entscheidet. Ach ja, den gibt es auch im kommenden Jahr wieder. Am 18. Februar dürfen wir uns für eines von 6 Liedern, die mit Unterstützung ausländischer Komponisten ausgesucht werde, entscheiden. Na Bravo! Immerhin gab es dieses Konzept auch in den Siebzigern, z.B. Mit Katja Ebstein, die ja dann doch sehr erfolgreich antrat.

Eine Stellungnahme findet man auch hier bei Spiegel Online.

 

Hoffen wir also 2016 das Beste wenn wir alle am Finalabend vor der Glotze sitzen und trotz allen Wiedrigkeiten XN die Daumen drücken, weil es eben unser jährlich stattfindendes Lieblingsereignis ist und wir natürlich auch im nächsten Jahr gerne gewinnen würden.

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