The Good, the Bad and the Ugly – die ersten Proben des 1. Semis 2019

In den vergangenen Tagen wurde in Tel Aviv eifrig geprobt. Auch wenn es nur kleine Teaser der Auftritte gibt und sie durchaus auch noch geändert werden können, wird es Zeit sie einmal vorab zu betrachten. Was fällt einem beim Anschauen direkt ins Auge? Wie gut oder schlecht können die Interpreten Live nun tatsächlich singen? Wurde im Vergleich zum Vorentscheid noch einmal ordentlich in die Trickkiste gegriffen? Wurden Auftritte aus den vergangenen Jahren kopiert? Hatten verschiedenen Interpreten die gleiche Idee bei der Bühnenshow? Wer wird sich fürs Finale qualifizieren? Zumindest die letzte Frage kann ich sofort beantworte: ich weiß es leider nicht und habe auch das Gefühlt dass die Protagonisten des diesjährigen Contest noch enger zusammengerückt sind.

Proben am Samstag, den 04.05.2019

Der erste Tag der Proben stand ganz im Zeichen der ersten Hälfte des ersten Semis. Als erstes fiel hier natürlich auf, dass Tschechien und Montenegro die Startplätze getauscht hatten, so starteten Lake Malawi als zweite und D-Mol als Sechste in die Probe. Begonnen wurde allerdings mit Tamta aus Zypern und und hier ging gleich das volle Programm los: 4 Tänzer, denen wohl der Hut von Luca Hänni aus dessen Musikvideo so gut gefallen hat, dass sie alle den unbedingt tragen wollten, Trickkleid mit üppig behängten Glastropfen, hautenges Lack und Highheels runden die Performance vor 6 LED-Stelen ab. Der Gesang ist natürlich bei der ersten Probe nicht das Wichtigste, gibt aber einen ganz guten Vorab Eindruck ob der gesanglichen Leistungen. Bei Tamta hat das ganz gut geklappt, nur beim Ausziehen des Trickkleides könnten die Tänzer noch etwas üben. Aber das wird bestimmt noch bis Dienstag öfter geübt und klappt dann sicher reibungslos.

Der Auftritt von Lake Malawi hingegen hat mich jetzt nicht unbedingt überzeugt. Die Jungs scheinen zwar durchaus Spaß zu haben aber ich bin mir nicht sicher ob das am Dienstag reichen wird. Hier sollten sie noch eine Schippe drauflegen um den Vorschusslorbeeren gerecht zu werden. Obwohl mir der Song durchaus gefällt ist noch Luft nach oben. Das bunte Bühnenbild, ähnlich wie in ihrem Instagram-esquen Video bringt jedenfalls Lust auf Mehr!

Schade Finnland. Den Auftritt vom UMK 2019 haben sie weitgehend beibehalten, bis auf ein wesentliches Element: die Projektionsbox wurde gestrichen! Die Tänzerin im gleichen Fummel wie im Vorentscheid steht nun hinter Sebastian und Darude steht auf der linken Seite hinter seinem DJ-Pult. Das überzeugt mich nicht und das hätte man durchaus anders lösen können. Eine reine Projektion der Tänzerin schwimmend über die gesamte Bühnen LED-Wand wäre bestimmt ein Hingucker gewesen. Mal schauen wie das in der zweiten Probe aussieht.

Ich muss zugeben, dass ich den Song von Tulia zu Beginn richtigehend hasste. Mittlerweile habe ich ihn mir tatsächlich schönhören können und will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen aber ich finde ihn durchaus hörbar. Die 4 Sängerinnen stehen in den typischen tradizionellen Kleidern, die wir auch aus ihrem Musikvideo kennen, aus der Bühne. Zu Beginn sind die verschleiert, später dann allerdings nicht mehr und ganz im Gegensatz zu ihrem Outfit sind große Projektionen ihrer Gesichter mit wehenden Haaren auf der LED-Wand. Nett, wirkt aber etwas so als ob sie sich nicht entscheiden können wo sie hinwollen.

Die Slowenen Zala Kralj & Gašper Šantl änderten an ihrem Auftritt so rein gar nichts. Alles bleibt wie im Vorentscheid. Unbefriedigend für die, die den Auftritt schon damals langweilig empfanden. Nach dem aufregenderen Auftritt von Polen ist aber der ruhige Auftritt vielleicht genau das Richtige.

Puh D-Mol was ist das denn? Unkoordiniertes in der Crowd-stehendes planloses Herumgewippe. Sind wir hier beim Kindergeburtstag oder beim größten Musikevent der Welt? Die Montenegriener glauben wohl an Ersteres.  Bei den Buchmachern auf dem letzten Platz, in der allgemeinen Wahrnehmung der Bubble auf dem letzten Platz und auch mein letzter Platz, was soll man dazu noch schreiben? Vielleicht hätten sie ihren komischen Vorentscheidsauftritt beibehalten sollen, aber das hätte wahrscheinlich auch nicht geholfen.

Zu Joci braucht man fast nichts zu schreiben, er hat eine unglaubliche Bühnenpräsenz und verzichtet komplett auf Tänzer oder Schnickschnack auf der bühne und singt vor der LED-Wand auf der dezent Projektionen zu sehen sind, die allerdings kaum von ihm selbst ablenken. Dieses Selbstvertrauen muss man erstmal haben. allerdings stand er ja schon vor zwei Jahren auf der großen Bühne. Mit Platz 8 im Gepäck kann er hier ganz unbeschwert auftreten, er muss sich nichts mehr beweisen.

Die 16-jährige ZENA kann mich so gar nicht überzeugen. Hohe weiße Schaftstifel wirken auf mich irgendwie billig und das Bühnenbild erschlägt die junge Künstlerin förmlich. Manchmal ist eben weniger Mehr. Sie bringt zwei Tänzer mit auf die Bühne die mit, in der Probe, dilletantischen Capoeira Moves auch keine Offenbarung sind. Puh, Overload incoming.

Ihr ganzes gesangliches Können bekamen wir zum Abschluss des ersten Probentages von Nevena geboten. Der Auftritt hingegen wirkt noch etwas leblos. Hier hätte man vielleicht auch etwas mehr bieten können. Sie ist zwar gesanglich Diva aber auftrittstechnisch eher Mitzi Del Bra in langweilig.

Proben am Sonntag den 05.05.2019

Ich persönlich bin ja ein Fan des Songs und hoffe sehr dass Eliot sich fürs Finale qualifiziert. Aber ich befürchte es wird eng. Das Bühnenbild mit den zwei überdimensionalen Trommeln wurde wohl von Ryan Dolan aus 2013 recycelt und das nahm damals bekannterweise trotz halbnackten Tänzern kein gutes Ende. Für mich für diesen Song völlig unpassend. Das lässt mich etwas ratlos zurück. Hier sollte man noch einmal deutlich nachjustieren.

Dieses Jahr finde ich ja Länder gut, die mir noch nie gefallen haben. So auch Georgien. Außer vielleicht Waterfall 2013 oder vielleicht Warrior von 2015 konnte ich noch mit keinem Song aus Georgien irgend etwas anfangen. Dieses Jahr ist Oto für mich ohne zu übertreiben die größte Überraschung des Jahrgangs. Auch wenn der Song für die Meisten äußerst sperrig wirkt würde ich ihn im Finale klar in die Top 10 setzen. Allerdings wird das wohl nur Wunschdenken sein. Wie es scheint holte er sich direkt die Hälfte von Iriao auf die Bühne. Das, zusammen mit der LED-Wand, bleibt sicher im Gedächtnis und gesanglich kann ihm in diesem Halbfinale niemand was vormachen.

Es geht Schlag auf Schlag und auch Australien gibt ordentlich was auf die Augen. Glücklicherweise verzichten sie auf den „Berg“ aus dem Vorentscheid, dafür schwingt Grinsekatze Kate zusammen mit ihren Backgroundtänzerinnen auf 3 Meter hohen Metallstangen vor der LED-Wand hin und her. Das ist der absolute visuelle Overload. Hammer! Sie hätte allerdings auf die Krone verzichten können. Ich habe mit dem Song so meine Probleme. Jedesmal wenn ich ihn höre, denke ich die erste Minute das der doch ganz gut ist, die zweite Minute geht es dann langsam wieder ins Nervige und in der dritten Minute will ich nur noch dass der Song endlich fertig ist. Falls mich das visuelle davon ablenkt, könnte ich tatsächlich an eine Qualifikation glauben.

Ja, ich weiß, mit meiner Meinung zu Hatari mache ich mir in der Bubble keine Freunde. Immerhin kann ich mir den Song auf Spotify mittlerweile anhören ohne auf weiter zu klicken. Aber jetzt mal ehrlich: er bietet doch bis auf den Auftritt so rein gar nichts, und das reicht mir einfach nicht. Auch wenn ich lese dass sie ja eine Aussage haben die man beachten soll. Nein, ich will Musik hören, wenn ich Aussage will, dann gehe ich auf ne Demo. Aber ich muß zugeben dass mich Olli von aufrechtgehn.de überrascht hat, den Titel als Platz 1 in seinem Ranking zu haben. Das letzte Mal dass wir in unserer Meinung so weit auseinander gedriftet sind, war bei Lordi und da hatte ich den kürzeren gezogen. Ich würde wahrlich in Schockstarre verfallen sollten Hatari in diesem Jahr gewinnen.

Storm? Weiter! Jetzt mal ehrlich: nach Hatari achtet doch keiner mehr auf Victor, oder? Der Auftritt ist eher spielen mit der Kamera ohne Schnickschnack und Sturm auf dem LED-Screen. Wie originell. Er hat aber auch nach Hatari und vor Conan den denkbar ungünstigsten Startplatz bekommen.

Conan zeigt wieder was für eine Rampensäue er und sein Tänzer João Reis Moreira doch sind. Ein Hammer von einer Bühnenshow. Grüner Satin? Wer kann das denn sonst tragen? Niemand! Aber bei den beiden kann man einfach nicht wegschauen. Der Hintergrund komplett in Projektionen von roten Rosen versunken, die Farben ganz im Trend der Zeit nationalistisch an die portugiesische Flagge erinnernd. Die Löffel im Gesicht vom Vorentscheid gegen eine Backenmaske getauscht. Man weiß gar nicht wo man hinschauen soll. Viel besser hätte man das gar nicht umsetzen können. Der Song ist, wie er halt ist, äußerst speziell und ich vermag einfach keine Vorhersage treffen, ob er sich qualifizieren kann oder nicht. Bei diesem Auftritt würde ich das schon befürworten aber langsam gehen mir die Nichtqualifikanten aus.

Visuell und gesanglich holt Katerine alles aus ihrem Auftritt heraus. Weit weg von den langweiligen Auftritten von Victor oder D-Mol werden die Zuschauer gegen Ende des Halbfinals visuell völlig überfordert und die Künstler geben nahezu alles um gegen die vor den Vorentscheid größten Paradiesvögel Hatari anstinken zu können. Der Song ist kraftvoll und stark und sollte sich ohne Probleme qualifizieren können.

Wir brauchen gar nicht drumrum zu reden: für Serhat wird es schwer sich zu qualifizieren. Aber ich hoffe dann doch irgendwie dass es klappt. Allerding muß man zugeben, dass er den besten Startplatz spendiert bekommen hat. Auch Christer Björkmann will wohl dass sich San Marino endlich mal wieder qualifizieren kann. In den vergangenen 10 Jahren konnten sich nur zwei (Moje 3 und Triana Park) nicht qualifizieren.

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